Auto-Krise reißt Milliarden-Löcher in Stadtkassen

5 godzin temu
Lange waren Autostandorte in Sachen Gewerbesteuer verwöhnt – das ändert sich nun. (Symbolbild) Hendrik Schmidt/dpa

Deutschlands Auto-Städte erleben einen dramatischen Wandel: Statt sprudelnder Gewerbesteuer-Einnahmen müssen Kämmerer nun sparen. Die Krise der Autoindustrie lässt Unternehmensgewinne wegbrechen und reißt tiefe Löcher in kommunale Haushalte.

Städte wie München, Stuttgart, Wolfsburg und Ingolstadt gehörten 2024 weiter zu den einnahmestärksten in Deutschland, zeigt der «Kommunale Finanzreport» der Bertelsmann-Stiftung. Doch das könnte sich schnell ändern, warnt Studien-Mitautor René Geißler von der Technischen Hochschule Wildau: «Die Automobilindustrie sendet momentan ja eigentlich nur schlechte Nachrichten.»

Stuttgart kämpft mit 800-Millionen-Loch

Die Landeshauptstadt Baden-Württembergs trifft die Krise mit voller Wucht. Im Doppelhaushalt 2026/27 fehlen trotz Sparmaßnahmen noch fast 800 Millionen Euro. Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) spricht von «eine kontrollierte, allerdings für alle stark spürbare Bremsung».

Die Zahlen verdeutlichen das Ausmaß: 2023 nahm Stuttgart noch gut 1,6 Milliarden Euro Gewerbesteuer ein - für 2025 rechnet die Stadt nur noch mit 850 Millionen Euro. Mercedes-Benz, Porsche sowie Zulieferer wie Bosch und Mahle haben ihren Sitz in der Region.

Dramatische Einbrüche in weiteren Auto-Zentren

Besonders hart trifft es die nahe Gemeinde Weissach, Sitz des Porsche-Entwicklungszentrums. Statt geplanter 65 Millionen Euro Gewerbesteuer für 2025 sind nur noch drei Millionen Euro zu erwarten. Sindelfingen, eng mit Mercedes verbunden, rechnet mit einem Minus um ein Viertel auf 148 Millionen Euro.

Auch Wolfsburg, der VW-Stammsitz, spürt die Folgen deutlich. 2024 brachen die Gewerbesteuereinnahmen bereits um 40 Prozent auf 151 Millionen Euro ein. Für 2025 wird ein weiterer Rückgang erwartet.

Von Rücklagen zu Krediten

Bis 2014 war Wolfsburg schuldenfrei und bildete Rücklagen für schlechte Zeiten. Dann kam 2015 der Diesel-Skandal und ließ VW-Gewinne wegbrechen. Inzwischen sind die Ersparnisse aufgebraucht - bis 2029 erwartet die Stadt einen Kreditbedarf von 455 Millionen Euro.

Ingolstadt, Heimat der kriselnden VW-Tochter Audi, erlebt ähnliche Probleme. Oberbürgermeister Michael Kern (CSU) sprach von einer «dramatischen, äußerst herausfordernden und historisch schwierigen Situation». Statt ursprünglich geplanter 70 Millionen Euro Gewerbesteuer rechnet die Stadt 2024 nur noch mit 55 Millionen.

München profitiert von breiter Aufstellung

Die BMW-Heimat München zeigt sich widerstandsfähiger. Zwar fallen die Gewerbesteuereinnahmen um etwa 159 Millionen Euro niedriger aus als geplant, doch bei einem Gesamtaufkommen von 3,6 Milliarden Euro verkraftet die Stadt den Rückgang besser. Grund ist die breitere Einnahmebasis mit Unternehmen wie Siemens, Allianz oder Munich Re.

Opel-Niedergang und E-Auto-Standort betroffen

Rüsselsheim kämpft mit den Folgen des Opel-Niedergangs. Statt mehr als 30.000 Menschen arbeiten nur noch rund 8.300 Leute beim inzwischen zu Stellantis gehörenden Autohersteller. Im Haushalt der Stadt klafft ein 85-Millionen-Euro-Loch.

Selbst Volkswagens sächsischer E-Auto-Standort Zwickau spürt die Krise. Dieses Jahr rechnet die Kommune mit 55 Millionen Euro Gewerbesteuer - gut 20 Millionen Euro weniger als 2023. Immerhin kann die Stadt noch auf Rücklagen aus besseren Jahren zurückgreifen.

Studien-Mitautor Geißler relativiert: Verglichen mit anderen Städten dürfte es den Automobilstandorten am Ende immer noch recht gut gehen. In den lange reichen Auto-Städten habe sich jedoch ein anderes Anspruchsdenken entwickelt.

(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.

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